Druckerei

Betritt der Besucher das stattliche Haus in unmittelbarer Nähe des Niddaer Marktplatzes, so fällt sein Augenmerk geradeaus sofort auf eines der Schmuckstücke, die das mit sehr viel Liebe und Individualität eingerichtete Haus birgt: die alte Cloos'sche Akzidenzdruckerei. Sie ist zweifelsohne ein Höhepunkt der umfangreichen handwerklichen Präsentation des Museums. Eine solch (fast) komplette Druckerei findet man sonst weit und breit in keinem Museum unserer Region.Diese kleine Druckerei hatte einst bedeutenden Anteil an der Entwicklung der ehemaligen Kreisstadt Nidda, an ihrer Kultur, an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Hier wurden amtliche Plakate gedruckt, heimatkundliche Schriften herausgegeben und vor allem das erste "Kreisblatt", die lokale Zeitung, verlegt.

Das Museum zeigt in seiner Ausstellung Maschinen und Einrichtungsgegenstände als Reste der einstigen 1842 von Friedrich Cloos in Nidda gegründeten Druckerei Cloos, mühevoll restauriert und anschaulich präsentiert.

Ab dem 1. Januar 1843 erschien das "Kreisblatt, eine Wochenschrift für Öffentlichkeit und Gemeinwohl, zunächst im Kreise Nidda", ihm war das "Amts-Blatt des Großherzogl. Hess. Kreisrathes" beigefügt. In wenigen Jahren wuchs die Bedeutung dieses Blattes und nach 1848, als die Kreise Nidda, Büdingen und Schotten zu dem Regierungsbezirk Nidda verschmolzen wurden, hieß die Zeitung Intelligenzblatt. In der Folgezeit wurden auch politische Nachrichten gedruckt, die dann amtliche Bekanntmachungen und Anordnungen, Geschäftsanzeigen, erbauliche und belehrende Artikel ergänzten. Der Zeitungstitel änderte sich mehrfach: aus dem Niddaer Anzeigenblatt (ab 1874) wurde um die Jahrhundertwende bis zum Jahr 1957 der Niddaer Anzeiger mit dem Ableger Echzeller Anzeiger. Wie es das Schicksal inzwischen vieler hessischer Kreisblätter war, wurde auch dieses von einem größeren Verlag übernommen, 1956 erwarb der Brühl'sche Verlag in Giessen die Rechte der 152 Jahre bestehenden Traditionsdruckerei.Damit bestätigt die Ausstellung, dass wie so vieles keinen Bestand hat, auch nicht die Technik des Buchdrucks. In der Ausstellung erinnert vor allem die große Kniehebel-Druckpresse der Firma Henschel von 1843, eine direkte Weiterentwicklung der Gutenbergpresse, an diese Zeit der beweglichen Lettern, die 1440 von dem Mainzer Johannes Gutenberg erfunden wurden (Mainzer Fragment 1445/46). Die Typograph-Setzmaschine zum direkten Zeilenabguss aus der Zeit des ersten Weltkriegs und weitere Maschinen veranschaulichen die zahlreichen Arbeitsgänge zur Herstellung von Druckstöcken und ihr Einschmelzen, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden.

Die Setzkästen bergen die benutzten Schriften, bestehend aus einzelnen Bleilettern, sorgsam nach System in den Gefächern verteilt. Die wichtigsten Schriften der einstigen Druckerei von den klassischen Antiqua-Schriften bis zu den moderneren Groteskschriften werden im Heimatmuseum aufbewahrt. Auch einige Frakturschriften, die heute kaum noch jemand fließend lesen kann, sind in den Vitrinen ausgestellt und neben wichtigen Kleingeräten aus dem Druckgewerbe zu betrachten.

Die Ausstellung wurde inzwischen in zeitgemäßer Anmutung überarbeitet und zeigt sich jetzt  in neuem Gesicht.